Was für eine Rolle spielt die Biodiversität für den Klimawandel?

Sowohl der Klimawandel wie auch der Verlust der Biodiversität gehören zu den grössten Herausforderungen unserer Zeit. Die beiden Themen sind ausserdem stark miteinander verbunden: Eine intakte und artenreiche Natur können wir nur erhalten, indem wir die Klimaerwärmung begrenzen. Andererseits kann uns eine arteinreiche Natur helfen, unser Klima zu schützen und die Auswirkungen des Klimawandels abzumildern. Dies betont auch der sechste IPCC Report.

Leidtragende des menschgemachten Klimawandels ist die Biodiversität. Unser Klima verändert sich aktuell so rapide, dass sich viele Arten nicht genug schnell anpassen oder mit der Temperaturveränderung wandern können. Aufgrund dessen sind auch die vielfältigen Interaktionen zwischen den Arten innerhalb der Ökosysteme bedroht. Durch die Klimaerwärmung erhöht sich die Krankheitsanfälligkeit und Sterblichkeit und es kommt zum Aussterben von ganzen Populationen und Spezies. Diese werden teils durch neu eingewanderte Arten ersetzt, welche aufgrund mangelnder Konkurrenz häufiger invasiv werden und die Ökosysteme noch weiter belasten. Der neuste IPCC Report zeigt, dass bei einer Temperaturerwärmung von 2°C 3 bis 18 Prozent der Arten vom Aussterben bedroht sein werden, bei einer globalen Erwärmung von 4°C steigt diese Zahl auf 3 bis 39 Prozent.

WAS IST BIODIVERSITÄT UND WAS BRINGT SIE?

Der Begriff Biodiversität beschreibt die Vielfalt der Lebensformen: Die Vielfalt der Ökosysteme, die Artenvielfalt inklusive ihrer genetischen Vielfalt sowie die Wechselbeziehung innerhalb und zwischen den Ökosystemen. Der Rückgang der Biodiversität bringt tiefgreifende Folgen für den Menschen mit sich. Denn Ökosysteme erbringen eine Vielzahl von wichtigen Leistungen für uns. Darunter fallen zum Beispiel die Reinigung von Luft und Wasser, die Bodenbildung und die Bodenfruchtbarkeit, die Bestäubung der Pflanzen oder aber auch die Regulierung des Klimas.

Naturschutz ist Klimaschutz

Ökosysteme haben aber auch selber eine relevante Klimawirkung. Beispielsweise erhöht die Vegetation lokal die Verdunstung, was die lokale Temperatur reduziert, die Luftfeuchtigkeit erhöht sowie die Wolkenbildung und den Niederschlag erhöhen kann. Andererseits kann Vegetation grosse Niederschlagsmengen aufnehmen, speichern und die Wiederabgabe drosselnund puffern. Die Natur wirkt ausserdem als CO2-Senke und lagert riesige Mengen an Kohlenstoff in der Vegetation und den Böden ein. Nicht zuletzt schützt die Natur uns vor den Folgen des Klimawandels: Beispielsweise können uns küstennahe Feuchtgebiete oder natürliche Flussgebiete vor Hochwasserereignissen schützen oder Stadtbäume den Hitzeinseleffekt vermindern. Schützen wir unsere Natur, schützen wir also auch uns und unser Klima. Dabei gilt: Je vielfältiger desto besser. Denn vielfältige Ökosysteme sind resilienter und anpassungsfähiger gegenüber Klimaveränderungen. Gleichzeitig können beispielsweise vielfältige Mangrovenwälder auch mehr Kohlenstoff binden.

Aufgrund der Wechselwirkungen zwischen Natur und Klima unterstützen Massnahmen zur Erhöhung der Artenvielfalt auch den Klimaschutz und die Klimaanpassung. Wichtig ist vor allem Landökosysteme, Frischwasser, Küsten- und Meeresökosysteme zu schützen, nachhaltig zu bewirtschaften und wiederherzustellen. Dazu müssen mehr Flächen als Naturräume zur Verfügung gestellt werden. Beispiele effektiver Massnahmen sind bei uns das Schützen und Wiederherstellen von Mooren und Feuchtwiesen, die Pflanzung von Hecken, Feldgehölzen und Uferbestockungen oder die Begrünung von Städten. Damit bleiben wichtige Lebensräume erhalten, die Klimaresilienz wird gestärkt und die Kohlenstoffbindung erhöht. Der Erhalt von Biodiversität schütz dabei nicht nur die Ökosysteme vor dem Klimawandel, sondern auch uns Menschen.

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